Das Empire State Building und das Chrysler Building in flagranti erwischt vom Rockefeller Building – diese ikonische Illustration schuf Madelon Vriesendorp, die OMA (Office for Metropolitan Architecture) mitbegründete, im Jahr 1975. Architektur ist nicht nur Bauen, Architektur ist Reflexion über den gebauten Raum, Aushandeln von Möglichkeiten und Entwerfen von Utopien. Dieser Open Call sucht nach einer imaginären Stadt der Ostschweizer Architektinnen. Realisierte Bauten und Projekte finden Eingang in eine Bildstrecke – in Illustrationen, Fotografien, Collagen, Plänen oder Renderings. Was siehst du Zusammenhängendes in Bauten von Ostschweizer Architektinnen, wohin transformierst du sie oder wie baust du an bestehenden Bauten weiter? Oder welche Fassadenelemente sind bemerkenswert und lassen sich grafisch nutzen?
Skizziere deine Idee auf max. 3 A4-Seiten (Bild und erklärender Text) und schicke das PDF, zusammen mit einem CV und einem kleinen Portfolio, bis zum 12. März 2023 an mail_at_ninakeel.com (der Erhalt deiner Eingabe wird bestätigt).
Die prämierte Bildstrecke wird in einem Buch über das Schaffen von Ostschweizer Architektinnen als übergeordnete visuelle Klammer publiziert und in einer Einzelausstellung im ESPACE NINA KEEL gezeigt.
Dem Open Call sind 11 Abbildungen von Bauten von Ostschweizer Architektinnen beigelegt (Verwendung optional). >>>Download
1 – Dorothea David (Hochbauamt Stadt Zürich), Turnhalle und Schulschwimmanlage Aubrücke, Luegislandstrasse 173, Zürich-Schwamendingen, 1972.
2 – Rosmarie Nüesch-Gautschi, Einfamilienhaus für sich und ihre Kinder, Niederteufen, 1970.
3 – Claudia Bersin (Architekturbüro J. Schilling), Gemeindezentrum Geroldswil – Gemeindehaus, Platzgestaltung, Wohnungen, 1968-1972.
4 – Claudia Bersin (Architekturbüro J. Schilling), Staatsarchiv des Kantons Zürich, 1982. Foto: Baugeschichtliches Archiv und Thomas Hussel, 2004.
5-7 – Vreny Gross, Garage Hirsch/Sportcenter Ost, Rorschacherstrasse 292, St.Gallen, 1988/1992.
8 – Eva Keller (Keller Hubacher Architekten),Hafenrestaurant und Yachtclub, Zug, 1997-2000.
9 – Eva Keller (Keller Hubacher Architekten), Kirche Herisau – Neubau Nebengebäude, 2019-2022.
10-11 – Eva Lanter (BATIMENTS), Königshaus und New Nail House, Haldenstrasse, St.Gallen, 2020.
Kriterien und Auswahl
Der Open Call richtet sich an alle Architektinnen mit Bezug zur Ostschweiz, egal ob studierend, angestellt, ein eigenes Büro leitend oder pensioniert.
Die vierköpfige Jury sichtet die Eingaben und wählt eine Idee aus, die zu einer 10-15-seitigen Bildstrecke ausgearbeitet wird. Diese Bildstrecke findet Eingang ins Buch, evtl. aufs Cover und bildet einen visuellen roten Faden, der den Dialog zwischen den Protagonistinnen verstärkt. Zudem besteht die Möglichkeit einer Einzelausstellung im ESPACE NINA KEEL – einem Ausstellungsraum für zeitgenössische Positionen der Architektur und Kunst in St.Gallen.
Die Gewinnerin wird mit einem Pauschalbetrag von 2000 Fr. entlöhnt.
Die Jury setzt sich aus Eva Keller (Architektin und Co-Präsidentin BSA Ostschweiz), Dr. Gabrielle Schaad (Kunsthistorikerin), Roland Brauchli (Buchgestalter) und Nina Keel (Kunsthistorikerin und Kuratorin) zusammen.
Das Buch
2024 erscheint erstmals eine Überblicksschrift zu Ostschweizer Architektinnen von den 1930er Jahren bis heute. Verfasst von Nina Keel, beleuchtet sie eine Auswahl an herausragenden Bauten und Projekten von rund 10 Ostschweizer Architektinnen, darunter Claudia Bersin, Rosmarie Nüesch-Gautschi, Eva Keller, Eva Lanter, Vreny Gross. Das Buch liefert Emanzipationsgeschichte, Dokumentation eines wenig beachteten Feldes und ist vor allem: Diskurs-Anregerin. Architektinnen über die Generationen hinweg werden von der Autorin ins Gespräch gebracht und Bezüge hervorgehoben. Das Buch regt den Austausch unter ihnen an, was durch eine übergeordnete Bildstrecke seine visuelle Entsprechung finden soll. Das Buch wird gestaltet von Roland Brauchli, herausgegeben vom BSA Ostschweiz und erscheint beim Verlag Park Books.
Zeitplan
Jan – 12. März 2023: Open Call
Mitte März 2023: Jurierung
Ende März 2023: Bescheid wird mitgeteilt
April – Juni 2023: Ausarbeitung der prämierten Idee
Sommer 2023: Einarbeitung in die Publikation
Herbst/Winter 2023 oder Frühjahr 2024: Ausstellung im ESPACE NINA KEEL
Abb: Madelon Vriesendorp, Flagrant Délit (Version I), 1975, Wasserfarbe und Gouache, 60x50 cm (aus: The world of Madelon Vriesendorp - Paintings, postcards, objects, games, London : AA Publications, 2008.)